Nach über zwanzigjähriger Tätigkeit für Ärzte, Krankenhäuser, Krankenkassen, Patienten und nichtärztliche Leistungserbringer im Gesundheitswesen habe ich mich endgültig für eine Seite entschieden. Ich vertrete ausschließlich Pathologen in allen pathologiespezifischen Rechtssachen.
Pathologen sind heute zunehmend mit Dingen belastet, die keinen Bezug zur ärztlichen Tätigkeit haben. Administrative Aufgaben sollen nach einer neueren Untersuchung in der Praxis eines niedergelassenen Arztes jährlich 24 Arbeitstage pro Arzt in Anspruch nehmen. Die ärztliche Selbstverwaltung hat sich zu einem bürokratisch-kafkaesken Konstrukt entwickelt und behindert im allgemeinen mehr, als sie nutzt. Alles dauert lange, alles wird problematisiert. In der Attitüde eines Gutsherrn hebt man ständig belehrend den Zeigefinger.
Gleichzeitig nimmt der Druck auf das Fach zu. Die Möglichkeiten der molekularen Diagnostik bieten Hoffnung für todkranke Patienten, lösen aber auch Verteilungskämpfe unter den Beteiligten aus, und zwar nicht nur innerhalb der Arztgruppen. Einige Institute verzerren durch fremdfinanziertes Preisdumping den Markt und versuchen, durch Zentralisierungsbemühungen die örtlichen Institute zu „Warzenpathologien“ zu machen. Laborketten bedrängen die freien Praxen in der irrigen Annahme, Pathologie sei ein apparatives Fach mit Massenerledigungspotential. Krankenhäuser mutieren durch Gründung von MVZ vom Kunden zum Konkurrenten oder zwingen die Praxen gleich zum Verkauf. Pharmafirmen gründen Diagnostikzentren. Gestern noch devote Lieferanten, stehen sie heute als mächtige Wettbewerber da.
In diesem Spannungsfeld zwischen einem Diagnostikmarkt auf Speed und einer ärztlichen Selbstverwaltung auf Valium sollen Pathologen nicht allein gelassen werden. Ich verstehe mich als Vertreter des freien Arztberufs. Die Ausbeutung, auch die Selbstausbeutung, von Ärzten lehne ich ab.
Ich sehe meine berufliche Lebensaufgabe darin, den deutschen Pathologen die dargestellten Hemmnisse erträglich zu machen und ihnen das zu ermöglichen, was sie wollen und verdienen: Eine selbstbestimmte, hochwertige, finanziell auskömmliche und mit persönlicher Lebensqualität vereinbare diagnostische Tätigkeit im Dienste des Patienten.